“Amazone: Reloaded“
Gaming Installation, Software, Licht und Farbe auf Leinwand, 7m x 7m x 3m, München 2018
In der Planungs-, und Konzipierungsphase eines Computerspieles versucht man als allererstes ein Modell-System zu konstruieren. Dabei geht es um die Fakten und die möglichen Lösung zu verstehen. Als nächstes versucht man die Komplexität des Systems auf einen Abstraktionslevel so zu reduzieren, dass noch Raum für relative Eigenständigkeit der Spieler bestehen bleibt. Somit wird der Betrachter als Spieler motiviert, seine Wahl und seine Entscheidungen frei zu treffen und durch seine Handlungen und Strategien letztlich Identitätshybriden innerhalb eines abstrakten Systems zu konstruieren.
Bei der Arbeit „Amazonen: Reload“ und vor dem Hintergrund persönlicher Lebenserfahrungen, thematisiert Stela Vula ihre Beziehungen zu realem Lebensraum, das heißt vor allem zur europäischen Gesellschaft. Sie entwirft soziale Räume und gibt auf diese Weise Auskunft über ihr Selbstverständnis sowie ihren Blick auf die Realität. Noch als Studentin der Akademie der Bildenden Künste in München bei ihrer politisch konnotierten partizipatorischen Arbeit im Jahre 2017-2018 wendet sie sich digitalen Spielen zu, wobei sie ästhetisch an zweidimensionalen Computerspielen der 16-Bit-Ära festhält.
Die Computerspiellandschaft von Stela Vula ist eine Mischung der Symbolwelt, die aus ihren künstlerischen Arbeiten und die Arbeiten ihrer Professors besteht. Beide kämpfen in dieser Landschaft und nehmen durch die von der Installation ausgehende zerstörerische Handlung eine Auseinandersetzung mit der Institution, mit der Macht und der strukturellen Gewalt vor. Sie kämpfen gegen etablierten Mustern und simulieren somit in Form und Inhalt Heldenmythen der „männergleichen“ Amazonen.
Mit ihrem Körper als Avatar positioniert sich die Künstlerin gegen die mythischen Bilder der „alten“ Welt, gegen die Gefahr der Dogmatisierung, der Stereotypen und der Undurchlässigkeit der Andersheit. Dabei geht es um den Prozess des Ausfindigmachens und gleichzeitig der Zerstörung derjenigen Artikulation- und Ausdrucksmechanismen, die durch hegemoniale Nuancen eine Ausweglosigkeit darstellen. Vielmehr geht es ihr um die eigene künstlerische Identität, um die so sehr angestrebte Suche nach Authentizität, um die vermeinte Singularität der Subjektivität.
Im Einklang mit der absichtlichen Deformation der traditionellen Computerspiele und der Strategie der Betrachterdistanz verfügt die Installation von Stela Vula über eine mehr als sechzehn Meter lange Projektion, die das Spielgeschehen in quer-recht-eckigem Format zur Anschauung bringt, und das Abstraktionsmaß auf die Einheit der Körpergröße der Künstlerin setzt.